Geschichten und Reime
von und über Puppen


... zum Teil aus alter Zeit
und längst vergessen ...

Mein Püppchen

Mein Püppchen, mein Liebchen,
Wie bin ich dir gut.
Du hast ein Gesichtchen
wie Milch und wie Blut.

Und stürmt es auch draußen,
Du ruhest fein warm;
Ich hab' dich am Herzen,
Du liegst mir im Arm.

Drum lächelst du freundlich,
Drum blickst Du so hold
Mein Püppchen, mein Liebchen,
Mit Löcklein von Gold.

Die Puppe an ihr Mütterlein

Oh nimm dich liebreich meiner an
Und sei mein Mütterlein!
Ich will dir‘s danken, wie ich kann,
Will brav und folgsam sein.

Ich höre, daß es Kinder gibt,
Die manchmal vorlaut sind.
So bin ich nicht, ich schweige still,
Wie‘s Puppenkindern ziemt.

Aufs Essen leg‘ ich wenig Wert,
Brauch‘ weder Speis‘ noch Trank;
Doch nähst du schöne Kleider mir,
Weiß ich dir vielen Dank.

Befiehlst du, daß ich schlafe, — schnell
Schließ‘ ich die Augen mein
Und liege still und stör‘ dich nicht
Durch Weinen oder Schrei‘n.


So nimm als liebes Töchterlein
Mich freundlich in dein Haus
Und wähle nur — ich bitte fein —
Den schönsten Namen aus!

B. Silberberg

Meine Puppe kriegst du nicht!

Nein, du kleiner Bösewicht,
meine Puppe kriegst du nicht!
Noch ist's gar nicht lange her;
denkst du denn, ich weiß nicht mehr,
wie's der andern ist ergangen,
was du mit ihr angefangen?

Erst die Nase abgemacht,
dann das Köpfchen ihr zerkracht,
dann den ganzen Leib zerrüttet
und die Kleie ausgeschüttet,
daß die Beine und der Bauch
hingen wie ein leerer Schlauch,
dann die Arme ausgerissen
und sie auf den Müll geschmissen!

Nein, du kleiner Bösewicht,
meine Puppe kriegst du nicht!

Heinrich Seidel


Die Lieblingspuppe

Wie hässlich ist sie und gering,
und doch wählt unser Lottchen sich
zum Liebling dieses Puppending
und hegt's und Pflegt's gar mütterlich.
Seht, wie sie es im Arme hält
und an ihr warmes Herzchen drückt,
so zärtlich und so stillbeglückt,
als gäb's nichts Schön'res auf der Welt!

Da neckt sie wohl das Brüderchen:
"Ei, Lotte sag' mir doch geschwind,
warum wählst du zum Liebling denn
dir solch ein garstig Puppenkind?"
Klein-Lottchen aber ruhig spricht:
"Lass' du mein Püppchen nur in Ruh'
es ist viel schöner ja als du,
denn es ist artig und du nicht!"

C. Lechler

Bei der Puppenwäsche

Minchen spricht zu Riekchen,
Suschen und Fiekchen:
Wir wollen sorgsame Mütterchen sein,
dass Püppchens Kleider stets sauber und rein.
D'rum ist große Wäsche heut'
von Hemden, Strümpfen, Schürzen, Kleid;

dann wird getrocknet und geplättet
und auch das kleinste Fältchen geglättet -
kommt nun der liebe Sonntag heran,
ist's Püppchen wieder schneeweiß angethan!

(Unbekannt)

 





Zu den Puppen-Geschichten
und -Erzählungen